8 Monate remote work - ein Fazit
Aktualisiert: 21. Juni
Wie das Remote Home Office gelingt und was ich in den letzten 8 Monaten gelernt habe.
Vor ziemlich genau 8 Monaten ist im Februar 2021 eine meiner aufregendsten Reisen losgegangen: ich habe meine Wohnung in München und mein bisheriges Leben hinter mir gelassen und bin losgezogen, um das mit diesem digitalen Nomadentum auszuprobieren. Mitten in der Corona-Pandemie und ohne einen wirklichen Plan bin ich in den Flieger nach La Palma gestiegen. Statt den anfangs angedachten 2 Monaten sind es 4 geworden, die ich auf den Kanaren verbracht habe. Meine Arbeit konnte ich im Remote Home Office auf dem Laptop mitnehmen.
Auf La Palma habe ich viele inspirierende Menschen, aber vor allem mich selbst besser kennengelernt. Auch wenn ich nicht genau weiß, wie mein Leben in Zukunft aussehen wird und vor allem, wo es stattfinden wird, weiß ich ein bisschen mehr, was mir wichtig ist: Nah an der Natur zu leben, von Vogelgezwitscher statt Autolärm geweckt zu werden und mit anderen Menschen in einer Gemeinschaft zu leben. Reisen soll und wird auch weiterhin ein großer Teil meines Lebens sein. Auf Dauer aus dem Rucksack zu leben ist für ein paar Monate spannend, aber auch stressig. Vor allem wenn man neben dem Reisen eigentlich noch arbeitet und die Feierabende dann viel zu oft damit verbringt, Verbindungen und Unterkünfte zu recherchieren und damit auch wieder vor dem Rechner hängt, statt die Umgebung vor Ort kennenzulernen.
Einige Lektionen habe ich aber trotzdem mitgenommen, die ich hoffentlich auch in Zukunft nutzen kann:
1. Weniger ist mehr, vor allem beim planen
Meistens kommt es doch ganz anders als gedacht - warum also im März schon den kompletten Sommer verplanen? Ich versuche weiterhin, so wenig wie möglich im voraus fest zu verplanen und relativ spontan zu entscheiden, wann es mich wieder wegzieht und wann ich vielleicht einfach mal ein paar Tage nichts machen will. Klar gibt es Ausnahmen, besondere Anlässe und Freunde, die weit weg wohnen, da geht es ohne vorherige Planung meistens nicht anders. Aber es hat auch etwas befreiendes, erstmal ohne Rückfahrticket irgendwo hinzufliegen oder zu fahren.
2. Lieber länger bleiben statt alles gesehen zu haben
Nach 8 Monaten und 6 Ländern ist eine meiner wichtigsten Erkentnnisse: lieber länger bleiben statt nur die Bucket-List abhaken. Die beste Zeit hatte ich dieses Jahr in den 4 Monaten auf La Palma. Es gab dort weder die höchsten Berge noch die aufregendsten Städte oder Kultur. Trotzdem war es schön, die kanarische Kultur besser kennenzulernen, Wanderungen auch 2x oder 3x zu machen oder ein Lieblingscafe zu haben, in das man regelmäßig gehen kann.
3. Workation: Zeit fürs nichtstun einplanen
Mit dem Begriff "Workation" kann ich mich ja nicht so wirklich anfreunden, aber er passt ganz gut, wenn man als Festangestellter von überall aus arbeitet. Vor allem die Kanaren waren bzw. sind da ein beliebtes Ziel, da noch in Europa und immer gutes Wetter. Aber egal wie man es nun nennen mag, man arbeitet halt doch seine vereinbarten Stunden und ist nicht nur zum Urlaub machen da. Daher ist es ganz wichtig, sich nicht zu viel vorzunehmen und stattdessen vielleicht lieber länger an einem Ort zu bleiben (siehe vorheriger Punkt). Für mich ist es wichtig, mir nach der Arbeit auch mal nichts vorzunehmen oder spontan zu schauen, auf was ich Lust habe.
4. Sich mit Gleichgesinnten zusammentun
Ich weiß nicht, ob meine Zeit auf La Palma so cool gewesen wäre, wenn ich nicht in ein sogenanntes Co-Living eingezogen wäre. Dort waren nur andere Digitalnomaden, die ihre Tage vor dem Laptop mit mehr oder weniger sinnvollen Aufgaben verbracht haben. Ana, eine spanische Mitbewohnerin, hatte zudem wie ich das "Glück", ihr erstes Meeting schon um 8:00 Uhr (9:00 deutscher Zeit, aber 1 Stunde Zeitverschiebung) zu haben. Wir waren daher jeden Morgen die ersten an der Kaffeemaschine für den Morgenplausch. Während meiner Zeit in Slowenien habe ich mich daher in ein Co-Working eingemietet - im August aber keine gute Idee, da ich wegen der Urlaubszeit die meiste Zeit alleine im Büro war.
Und wohin geht es als nächstes?
Mit Abstand die Frage, die ich dieses Jahr am häufigsten gestellt bekommen habe. Und tatsächlich werde ich erstmal wieder sesshaft und ziehe nach Garmisch in eine WG mit 3 Mitbewohnern, 2 Katzen und Bergen direkt vor der Haustür. Im Dezember werde ich dann das erste Mal in meinem Leben Weihnachten nicht in Fürth verbringen, sondern Familienurlaub an der Nordsee machen. Und im Januar/Februar geht es entweder nochmal eine zeitlang auf die Kanaren oder nach Madeira. Aber siehe Punkt eins: nicht zu viel im Voraus planen.