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9 Tage Pyrenäen - Teil 1

Aktualisiert: 21. Juni

Einmal vom Atlantik ans Mittelmeer: Trekking auf dem Fernwanderweg "Haute Route de Pyreneans"


So viel erlebt in den letzten 12 Tagen, so viele Kilometer in den Beinen und trotzdem noch so viele Gedanken in meinem Kopf - ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.


Als ich diese Zeilen anfange zu schreiben, sitze ich im Zug zurück nach München - in nur 11 Stunden bin ich mehr oder weniger klimaneutral zurück in Bayern. Morgen geht es dann weiter in die Alpen nach Innsbruck. Ein ziemlich verrückter Reisesommer für mich - der hoffentlich noch nicht vorbei ist.


Wie sind sie also, die Pyrenäen, von denen ich so lange geträumt habe und deren Namen ich einfach immer noch so schön finde? Im Grunde sind es am Ende auch „nur“ Berge, wie ich sie schon kenne. Trotzdem aber irgendwie doch ganz anders als die Alpen und Berge, die ich bisher kenne. Auf der einen Seite doch noch einen Ticken wilder und ursprünglicher. Weniger zugebaut mit Berghütten und Skiliften, wie man sie aus den Alpen kennt. Auf der anderen Seite aber auch sanfter und weniger schroff als es die Alpen häufig sind.


Die Haute Route de Pyrenees (HRP)


9 Tage war ich auf der „Haute Route de Pyrenees“ unterwegs - ein Fernwanderweg, der komplett über die Pyrenäen führt und dabei die höchsten Pässe und Gipfel mitnimmt. Die meisten Wanderer starten in Hendaye an der Atlantikküste und laufen in ca. 40 Tagen ans Mittelmeer bis Bayune sur Mer. Das Gefühl muss einzigartig sein, wenn man erst im Atlantik badet und sich nach anstrengenden Wochen in den Bergen im Mittelmeer abkühlt. Einige Wanderer treffen wir unterwegs, die die komplette Route (ca. 800 km) laufen und Ende Juli oder Anfang August in Hendaye gestartet sind.


Die letzte Etappe bis zum Mittelmeer


So viel Zeit haben Marie und ich leider nicht diesen Sommer, daher laufen wir „nur“ das letzte Teilstück des HRPs von Llo bis ans Mittelmeer. Marie hat den Sommer über in Llo - le ass du monde, wie sie es nennt - gearbeitet. Der kleine Ort liegt mitten in den Pyrenäen, mit dem Zug ca. 3 Stunden von Barcelona entfernt, wir laufen daher direkt von ihrer Haustür aus los. Erstmal gibt es aber noch ein Abschieds-Abendessen mit Maries Kolleginnen. Witzigerweise ist eine ihrer Kolleginnen aus Slowenien, war aber noch nicht auf dem Triglav - da es ihr dort (verständlicherweise) zu voll ist.


Für uns heißt es jetzt: eine letzte heiße Duschen genießen und die Rucksäcke mit Essen für die nächsten Tage packen. In den Pyrenäen ist Wildcampen nämlich für eine Nacht erlaubt und wir sind autark mit Zelt unterwegs. Das ist zumindest der Plan. Mein Rucksack platzt aus allen Nähten und ist leider auch nicht mehr so schön leicht, nachdem ich Nudeln, Tee, Gaskocher und Wasser eingepackt habe.



Vamós: Llo - Cabane de Noufonts


Am nächsten Morgen geht es denn endlich wirklich los und ich bin völlig begeistert. Einen Weg gibt es anfangs nicht wirklich, wir kämpfen uns daher durch Büsche und Kuhfladen, bis wir endlich auf der Haute Route ankommen. Ab hier verläuft der Weg meistens auf einem Kamm und wir hoffen auf gutes Wetter.


Schon auf dem ersten Gipfel, den wir erklimmen, fängt es allerdings das Regnen an - und kurz später hören wir den ersten Donner. Doch wir haben Glück im Unglück: keine 2 Minuten später erreichen wir ein „Cabane“ - womit einfache Unterstände oder Hütten in den Pyrenäen gemeint sind. In unserem Fall ein sehr einfacher Unterstand, der aus Steinen gebaut wurde und in den wir mehr oder weniger hineinkriechen müssen. Innen ist dann aber ausreichend Platz für 2 Personen und wir machen es uns „gemütlich“. Anfangs hoffen wir noch, dass das Unwetter schnell weiterzieht und wir nachmittags noch weiterlaufen können. Daran ist aber nicht zu denken und wir stellen uns darauf ein, die Nacht hier verbringen zu müssen. Die erste Nacht in den Pyrenäen hatte ich mir definitiv anders vorgestellt. Wir sind beide froh, nicht alleine in dem Verschlag zu sitzen und kochen uns erstmal ein leckeres Abendessen. Die Nudeln mit Süßkartoffelpüree schmecken deutlich besser, als es sich anhört und wir können danach sogar ein bisschen schlafen.


Endlich Aussicht: Cabane de Noufonts - Cabane de la Porteilla de Rotja


Am nächsten Morgen sieht das Wetter schon viel besser aus und wir frühstücken in der Sonne. Auf dem Kamm entlang genießen wir die Ausblicke auf die umliegenden Gipfel. Nur leider sieht die Wettervorhersage für die nächsten Tage nicht viel besser aus.

Wir entscheiden uns dann aber doch dazu, weiterzulaufen und zumindest eine weitere Hütte zu erreichen, in der wir bei schlechtem Wetter notfalls schlafen können. Unterwegs zieht es mehr und mehr zu, wir kommen aber trocken an und bauen unser Zelt für die Nacht auf. So hab ich mir das schon eher vorgestellt. Nur wir beide und zwei andere Wanderer (alle haben das gleiche Zelt) auf einer Hochebene über 2.000 Metern. Leider wird die Nacht jedoch recht stürmisch und ich kann kaum schlafen - gegen Morgen ziehe ich dann in die Hütte um, neben der wir gezeltet haben, da es im Zelt zu laut ist.







Im Himbeer-Meer: Cabane de la Porteilla de Rotja - Cabane Arago



Im Regen bauen wir am nächsten Morgen unsere Zelte ab und laufen weiter - der Schauer lässt zum Glück nach und es ist nur noch windig und neblig. Den Ausblick den wir haben, ist aber jedesmal unglaublich und die Wolken tragen dazu bei, das ganze noch dramatischer wirken zu lassen.



Unterwegs machen wir Halt an einer bewirtschafteten Hütte und trinken Kaffee und essen Kuchen. Lange halten wir es aber nicht aus - die Rentner-Wandergruppe , die sich am Nebentisch den ein oder anderen Wein gönnt, ist uns einfach zu laut.



Es geht nochmal ca. 400 Höhenmeter nach oben zu einer laut Wanderführer „cosy hut“, von der wir uns viel versprechen. Unterwegs nehme ich aber noch ein Bad in einem Gebirgsbach - sehr erfrischend und definitiv notwendig. Der Weg schlängelt sich nach oben und wir naschen unterwegs von den zahlreichen wilden Himbeerbüschen - ich glaub ich hab noch nie bessere Himbeeren gegessen in meinem Leben.




Die Hütte ist tatsächlich sehr gemütlich und schon bald gesellen sich zwei weitere Wanderer zu uns, die auch in der Hütte übernachten. Eine Deutsche, die in der Schweiz lebt, ist Ende Juli losgelaufen und jetzt nur noch ein paar Tagesmärsche vom Mittelmeer entfernt. Wir genießen unser Abendessen in der Sonne - wer hätte gedacht, dass sie sich heute noch zeigt - und tauschen uns über die leichteste Ausrüstung und die reichhaltigsten Mahlzeiten aus. Eine Gruppe Kühe schlendert an uns vorbei, wobei sich der Nachwuchs nicht an uns vorbeitraut (der Weg ist recht schmal), bis wir uns in der Hütte verstecken und sie vorbeilassen.




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