9 Tage Pyrenäen - Teil 2
Aktualisiert: 21. Juni
Gipfelerfolg auf dem Canigou, Bettwanzenhütte und Lagerfeuerromantik
L'allee du shit: Cabane Arago - Maison Forestiere de l'Estanyol
Eigentlich wollten wir heute einen Pausentag einlegen - am Morgen ist das Wetter aber viel zu schön und wir starten verspätet gegen 10 Uhr. Erstes Ziel: der letzte wirklich hohe Gipfel auf unserem Weg. Erst geht es in Serpentinen, dann kletternd auf den Pic du Canigou auf 2.787m.
Oben angekommen haben wir zumindest in eine Richtung noch Ausblick. Wir quatschen mit einer Französin, die sich am Gipfel erstmal Nudeln kocht und einem deutschen Pärchen. Nach ein paar Gipfelbildern geht es auch schon wieder nach unten. An der nächsten Hütte gönne ich mir ein leckeres Mittagessen und wir studieren den Wetterbericht für die nächsten Stunden. Sollen wir wirklich weiterlaufen? Oder einfach hierbleiben?
Natürlich entscheiden wir uns dafür, weiterzulaufen, immerhin regnet es nicht. Was sich ca. 1 Stunde, nachdem wir losgelaufen sind, ändert: es fängt so richtig das Schütten an und wir ziehen uns schnell Regenjacke und -hose über. Auf der Karte entdecken wir eine kleine Hütte, die nicht zu weit entfernt ist und uns hoffentlich einen Unterschlupf gewährt. Wir freuen uns, als wir an der Hütte ankommen - stellen aber schnell fest, dass sie abgesperrt ist und wir nur in den Schuppen neben der Hütte reinkommen. Zum übernachten ist der Schuppen leider nicht geeignet, daher heißt es: weiterlaufen.
Im strömenden Regen geht es einen eigentlich wunderschönen Pfad entlang. Alles was wir sehen können: Kuhfladen auf dem Weg. Ich nenne den Weg daher "Allee du shit", da es wirklich unglaublich viele Kuhfladen gibt. Zum Glück ist der Pfad einigermaßen eben und wir müssen nicht mehr viele Höhenmeter machen. Eine Herausforderung gibt es aber noch: an einer Gruppe Kühe vorbeilaufen. In der Gruppe sind 2 Kälber und der Weg ist sehr schmal, daher sind wir sehr vorsichtig und schleichen uns an der Herde vorbei. Nach etwa 2 Stunden erreichen wir eine weitere Hütte, die aber wegen Bettwanzen geschlossen ist. Daher nochmal Endspurt zur letzten Hütte, die wir in der Dämmerung erreichen.
Dort warten keine Bettwanzen, aber zwei französische, sehr redselige Bergsteiger auf uns (zum Glück sprechen sie nur französisch und ich verstehe nicht, was sie sagen. Für eine Unterhaltung wäre ich aber eh viel zu platt). Die Hütte ist einfach, aber unsere zwei Mitbewohner haben schon ein Feuer entfacht. Wir sind trotz Regenschutz klatschnass und freuen uns natürlich, dass wir uns am Feuer ein bisschen aufwärmen können. Ich glaube ich war noch nie so froh, ein Dach über dem Kopf zu haben. Erstmal fällt dem einen Franzosen aber sein neuer Schuh ins Feuer, die er zum trocknen auf einen Stein gestellt hat. Ich muss mir das lachen verkneifen, der Schuh ist aber zum Glück soweit noch in Ordnung und nur die Sohle ist ein bisschen angekokelt.
Wir wärmen uns mit Tee und Suppe am Feuer auf und verstauen vor dem Schlafengehen noch unser Essen - in den Hütten muss man nämlich vor hungrigen Mäusen aufpassen. Wir hängen unser Essen daher in einer Tüte an die Decke bzw. an das Hochbett und versuchen, zu schlafen. Mit Mäusen, die nachts im Essen der zwei Franzosen rumwühlen, während die entspannt schnarchen, ist das aber nicht ganz so einfach.
Was für ein langer, ereignisreicher Tag!
The long way down: Maison Forestiere de l'Estanyol - Arles-sur-Tech
Wer hätte es gedacht, aber der Regen hat über die Nacht wirklich aufgehört. Unsere Sachen sind immer noch ziemlich nass, aber wir packen sie ein und laufen los. Mittags machen wir Pause an einer Hütte und lassen unsere Sachen in der Sonne trocknen. Es geht heute nur noch nach unten, in das Örtchen Arles-sur-Tech. Der Abstieg ist ziemlich langweilig, ich mache kaum Fotos und wir sind beide ein bisschen genervt, da der Weg kein Ende nimmt. Unten angekommen stürmen wir erstmal den Supermarkt in Arles-sur-Tech, in dem etwas über 2.500 Menschen leben. Nudeln, Fisch aus der Dose und Schokolade wandern in unseren Rucksack. Drei Jungs aus dem Ort zeigen uns dann noch den Weg zur Quelle, wo wir unsere Wasservorräte auffüllen. Marie quatscht mit ihnen, ich verstehe aber nicht viel.
Da es eigentlich noch nicht spät ist, wollen wir eigentlich noch ein Stück weiterlaufen und weiter weg von der Stadt übernachten. Der Platz an dem wir unser Wasser aufgefüllt haben, ist aber eigentlich ganz nett, es gibt einige Picknickbänke und man ist direkt am Fluß und kann sich waschen. Als dann aber gegen 19:00 Jugendliche mit Wodkaflaschen auftauchen, gefällt uns das nicht wirklich. Scheinbar sind wir am Partyort für die Dorfjugend gelandet. Zum Glück haben wir unsere Zelte noch nicht aufgebaut und beschließen daher kurzfristig, auf den Campingplatz zu gehen.
8€ pro Zelt und Nacht sind fair - zudem können wir endlich mal wieder richtig duschen und Strom gibt es auch, welch ein Luxus! Ich gönne mir zudem mein erstes Glas Rosé in diesem Urlaub - Santé!
Wildbaden und Lagerfeuerromantik: Arles-sur-Tech - Col Cerda
Das Mittelmeer ist nicht mehr weit entfernt, was wir auch an den Temperaturen merken. Es ist ziemlich heiß geworden, daher starten wir früh los, denn die heutige Etappe hat es in sich. Schon kurz nachdem wir Arles-sur-Tec verlassen, treffen wir Adriane wieder, die wir vor zwei Tagen am Pic du Canigu kennengelernt haben. Am ersten Gipfel, dem Col de Paracolls, machen wir eine kleine Pause und ärgern uns ein bisschen, da der Platz ideal zum campen gewesen wäre. Zudem treffen wir den redseligen Franzosen nochmal, der diesmal aber einen Freund dabei hat, mir dem er plaudert.
Zu dritt machen wir uns zusammen mit Adriane auf den Weg und freuen uns, bald an einem Fluß vorbeizukommen, an dem wir eine ausgiebige Mittagspause machen wollen. Leider verpassen wir die offizielle Hütte, die am Fluss liegt und müssen uns auf ein privates Grundstück schleichen. Dafür finden wir dort die ideale Stelle zum Baden und liegen danach bestimmt noch 2 Stunden lang in der Sonne. Als wir dann zurück zum offiziellen Weg gehen, bekommen wir doch noch einen kleinen Anschiss von der Besitzerin. So ganz verstehen wir es nicht, wie ein Fluss privat sein kann, aber wir entschuldigen uns und gehen schnell weiter.
Das Bad im Fluß hat leider nur kurzzeitig etwas gebracht, es geht nämlich direkt wieder nach oben und wir sind nach 5 Minuten wieder komplett durchgeschwitzt. Am Col Cerda wollen wir eigentlich nur wieder zu Kräften kommen, sind aber doch ziemlich platt vom heutigen Tag und der Hitze. Daher beschließen wir, heute nicht mehr weiterzugehen und unsere Zelte hier aufzubauen - der Platz ist einfach ideal für unsere 3 Zelte. Abends machen wir noch ein kleines Lagerfeuer, was den Tag einfach perfekt macht. Wir quatschen und schauen erst dem Feuer, später den Sternen zu und können unser Glück kaum fassen.