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Calgary

Aktualisiert: 22. Juni



Der Flieger hopst einmal über die Rockies und schon bin ich in einer komplett anderen Welt: Calgary. Am Flughafen holt mich mein Airbnb Host Elizabeth ab, die mir sofort ein paar Sachen über Calgary und Alberta erzählt. Und ich merke direkt, dass hier alles viel weiter verstreut liegt. So ganz freiwillig bin ich auch gar nicht hier, denn ich werde 11 Tage auf einem Volleyball-Event arbeiten. Und ahne noch nicht, dass hier ganz andere Dimensionen herrschen als auf Deutschen Volleyballturnieren und -meisterschaften.


Nacheinander finden hier 3 „Nationals“ statt, also quasi die kanadischen Meisterschaften im Jugendvolleyball. Der erste große Unterschied: man muss sich in Kanada für die Nationals nicht qualifizieren, sondern einfach nur anmelden und eine ordentliche Registrierungsgebühr von knapp 1.000 $ bezahlen. Volleyball ist in Kanada ein Sport für die besser Betuchten. Nicht nur die Teilnahmegebühren für Turniere und Reisekosten (einige Teams haben einen 10-stündigen Flug von Nova Scotia über Toronto hinter sich, um 3 Tage Volleyball spielen zu können) müssen gestemmt werden, sondern auch die Clubmitgliedschaft. Das sind nicht, wie in Deutschland ein paar Hundert Euro im Jahr, sondern eher ein paar Tausend.



Auf den Nationals selbst bekomme ich dann live mit, wie sehr hier der Jugendsport kommerzialisiert wird. Den Eltern wird eine Eintrittsgebühr von 15 Dollar pro Tag abgeknüpft, damit sie ihr Kind spielen sehen können. Statt belegten Semmeln und Filterkaffee gibt es Burger und Kaffee von Starbucks - natürlich im Coffee-to-go-Becher. Selten hab ich so viele volle Mülleimer in einer Turnhalle gesehen. Die Schlangen vor dem Merch-Stand sind lang, dort gibt‘s für 40 Dollar noch ein T-Shirt. Meine Kollegin Stephanie, die einige Zeit in Japan gelebt hat und ich sind immer wieder erstaunt, wenn wir neue Geschichten hören, wie kommerziell hier alles ist.


Tränen & Zöpfe

Viele Dinge sind aber trotzdem gleich geblieben: die Freude über einen Sieg und die Tränen, wenn man das entscheidende Spiel verliert. Mädchen, die sich gegenseitig die Haare flechten. Stinkende Knieschoner. Gegen den Schiedsrichter pöbelnde Eltern und gelangweilte Geschwister, die auf den Tribünen rumlungern und mit dem Handy ruhig gestellt werden. All das gibt es auch in Kanada und erinnern mich an meine Kindheit und Jugend in den Turnhallen Frankens.

Für mich neu ist, dass jedes Spiel mit dem Handy aufgenommen wird und die Spielerinnen und Spieler zwischen den Spielen eher am Handy hängen. Vokuhila ist wohl wieder in, sieht aber immer noch scheiße aus. Und scheinbar auch bauchfrei bei Jungs.



Feueralarm

Während dem Turnier bekomme ich dann leider auch einiges an Rauch mit, der von diversen Wildfeuern in Alberta nach Calgary zieht. Von Aktivitäten im Freien wird abgeraten und ich gehe nur mit Maske nach draußen. Es riecht, als würde man direkt neben einem Lagerfeuer stehen und das kann nicht gesund sein. Für meine Laufeinheiten muss ich mir daher andere Orte suchen, zum Glück gibt's an der Uni auch eine Indoor-Laufstrecke. Die Uni ist eh ein Paradies für Sportler, es gibt zahlreiche Hallen, eine Kletterwand und ein riesen Fitnessstudio. Nur leider keine Beachvolleyballcourts.



Calgary hat ansonsten nicht wirklich viel zu bieten für mich. Ohne Auto kommt man hier leider kaum irgendwo hin und Leihräder sind unverschämt teuer. Dafür freue ich mich umso mehr auf meinen Kurzaufenthalt in den Rockies.

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