Cerro Castillo Rundwanderung „Traversia Las Horquetas“
Aktualisiert: 23. Juni
5 Tage geht es rund um das Cerro Castillo Massiv - meine erste Trekkingtour hier in Patagonien. Denn Hütten gibt es im Nationalpark nicht, nur Campingplätze. Daher hab ich alles, was ich brauche, in meinen Rucksack gepackt, zahle meinen Eintritt in den Nationalpark (ca. 30 Euro) und laufe los. Ich freue mich auf ein paar Tage ohne Internet, ohne Spiegel und ohne viel Zivilisation.
Tag 1: Las Horquetas - Campamento Rio Turbio
Wie gut es tut, in der Natur zu sein, merke ich schon nach einigen Stunden, als ich meine erste Pause einlege und mir den kalten Kaffee aus meiner Thermoskanne nochmal warmmache. Außer dem Flussrauschen und einigen Kühen höre ich nichts. Der erste Tag ist noch recht flach und außer bei einigen Flußüberquerungen auch recht einfach. Daher bin ich auch eine der ersten am Campingplatz, der mitten im Wald ist. Überall campen darf man hier im Nationalpark Cerro Castillo nämlich nicht, sondern nur auf den eingetragenen Plätzen. Neben mir sind etwa 20 andere Wanderer unterwegs, ich bin also nicht alleine, was ziemlich angenehm ist. Abends sitze ich noch lange am Fluss und genieße die Ausblicke auf die Berge um mich herum und heißen Tee.
15 km
Tag 2: Campamento Rio Turbio - Campamento El Bosque
Als eine der letzten verlasse ich gegen neun den Campingplatz. Zelt abbauen und sich fertig machen dauert dann doch immer länger als gedacht. Über hochalpines Terrain geht es über den Paso Penon. Auch wenn ich auf „nur“. 1.300 Metern unterwegs bin, sind hier Schotter und sogar 2 Altschneefelder zu überwinden. Dafür kommt man ganz nah an die Gletscher heran und nach dem ziemlich steilen Abstieg (was bin ich froh, meine Wanderstöcke dabeizuhaben), mach ich eine ausgedehnte Mittagspause mit Gletscherblick und Avocado.
Durch den Wald geht es dann nochmal ein Stück zum nächsten Campingplatz. Dort lerne ich eine nette Chilenin, Josephina, kennen und treffe Susi wieder.
11km
Tag 3: Campamento El Bosque - Campamento Neozelandes
Endlich schaffe ich es, mich früh aus dem Schlafsack zu schlängeln, um zum Sonnenaufgang an der Laguna Cerro Castillo zu sein. Der ist ungefähr eine Stunde vom Camp entfernt. Als ich ankomme, ist es leider ziemlich windig und ich such mir erstmal ein windgeschütztes Plätzchen für Frühstück und Tee. Denn leider dauert es noch fast eine Stunde, bis die Sonne sich hinter den Bergen blicken lässt. Dann ist der Ausblick aber gigantisch und die Farbe der Lagune einfach nur unbeschreiblich. So langsam trödeln auch alle anderen Wanderer ein und genießen die Lagune.
Irgendwann packe ich auch zusammen, denn heute steht eine weitere hochalpine Etappe an, die zudem durch starken Wind geprägt ist. Steil geht es nach oben auf den Morro Negro (1.689m). Kaum oben angekommen, bläst mich der Wind fast um. Selbst mit 15kg-Rucksack muss ich teilweise aufpassen, dass es mich nicht wegweht. So schnell wie es durch steile Geröllfelder eben geht, steige ich ab und kann daher die tollen Ausblicke gar nicht so wirklich genießen. Durch den Wald geht es dann nochmal 3km zum Campamento Neozealandes - wieder wunderschön und windgeschützt im Wald gelegen. Nur 5 Minuten außerhalb des Camps gibt es allerdings einen Aussichtspunkt am Fluss - mit Berg- und Gletscherpanorama in alle Richtungen. Dort sketche ich erstmal ein bisschen und quatsche mit Josefina, die kurz nach mir im Camp ankommt.
11km
Tag 4: Campamento Neozealandes - Laguna Duff
Nach einer zapfigen Nacht lasse ich es heute gemütlich angehen und genieße zusammen mit Josephina, Helene aus Berlin und Susi die Morgenstimmung. Nicht ohne heißen Tee und in unsere Schlafsäcke gemümmelt, denn es ist leider ziemlich kalt und die Sonne lässt sich auch nicht wirklich blicken. Wir teilen Wander- und Reisegeschichten und haben trotz der Kälte eine ziemlich gute Zeit.
Abends raff ich mich dann doch noch auf und mache einen Spaziergang zur Laguna Duff. Unterwegs tröpfelt es ein wenig, aber die Stimmung oben an der Lagune, ganz nah am
Felsen und am Gletscher, passt ziemlich gut.
5,2km
Tag 5: Campamento Neozealandes - Villa Cerro Castillo
Da mein Gas leider leer ist, heißt es heute, den Abstieg nach Villa Cerro Castillo anzugehen. Sonst wäre ich vermutlich noch einen Tag geblieben, da endlich die Sonne rauskommt. Ich sage Josefina Adios, wir tauschen noch Nummern aus und ich hoffe, wir sehen uns in Santiago nochmal wieder, bevor ich nach Kanada fliege. Lange geht es gemütlich durch den Wald, das letzte Stück in das Örtchen Villa Cerro Castillo zieht sich dann noch ziemlich, denn es geht an einer langweiligen Schotterstraße entlang und meine Kopfhörer verabschieden sich leider irgendwann.
Ein wenig traurig bin ich wie immer, wenn eine tolle Wanderung und schöne Erfahrungen in der Natur vorbei sind. In Villa Cerro Castillo gönn ich mir erstmal Kuchen und ne heiße Schoki. Da es mit den Bussen mal wieder etwas komplizierter und noch nicht so spät ist, versuche ich per Anhalter, zurück nach Coyhaique zu kommen, denn dort hab ich noch einen Teil meines Gepäcks. Zum Glück nimmt mich auch bald jemand mit, leider reichen meine Spanischkenntnisse aber nicht, um sich wirklich gut zu unterhalten. Unterwegs buche ich mir dann noch schnell ein Airbnb und springe als allererstes unter die Dusche. Mehr als eine Katzenwäsche am kalten Fluss war die letzten Tage nicht drin, daher ist das dringend notwendig. Danach gibts noch nen etwas zu fettigen Burger, bevor ich ziemlich früh ins Bett falle.
16km