GR130 - Teil 1: It‘s raining cats
Aktualisiert: 21. Juni
Ein später Start, ein Strand der keiner ist & die fliegende Katze - von Los Llanos nach Puntagorda auf dem GR130
Heute startet endlich meine erste längere Wanderung auf La Palma. Der GR130 oder auch Camino Real de la costa führt einmal um die Insel herum: 180km und ca. 6.000 Höhenmeter sind dabei zu bewältigen.
Doch erstmal schein ich nicht losgehen zu wollen. Gemütlich packe ich meinen Rucksack, frühstücke mit Marie, die kurz vorbeikommt und die mich ab Montag begleiten wird. Packe meinen Rucksack noch ungefähr 3x um, damit er zumindest ein bisschen leichter wird (spoiler: er ist immer noch viel zu schwer. Muss mir da mal Tipps holen, wie man wirklich minimalistisch packt). Packe mein restliches Gepäck in Sonias Appartment. Verabschiede mich von den Mädels aus dem Haus und gehe tatsächlich los. Bis mir nach 10 Minuten (ungefähr als ich am Bademoden-Laden vorbeilaufe) einfällt, dass mein neuer Badeanzug noch im Garten in der Sonne trocknet. Da ich auf jeden Fall baden möchte während der Wanderung heißt es daher: erstmal wieder zurücklaufen und Badeanzug holen. Gegen 10:30, also ziemlich spät, starte ich dann endlich und muss erstmal durch ganz Los Llanos latschen.
Und dann heißt es: ca. 400hm auf fast 0 hm absteigen, um dann wieder zum El Time aufzusteigen. Den ersten Teil des Weges kenne ich auch schon von einem Lauf letzte Woche und vom letzten Wochenende, als wir den GR131 gelaufen sind. Es geht also durch Bananenplantagen hoch und runter und ich freue mich einfach nur, gerade hier zu sein, mich fit zu fühlen und die nächsten 7 Tage nichts weiter zu machen als zu wandern oder zu laufen.
Der El Time ist ziemlich unspektakulär und ich spare mir den Weg zum Mirado - einem Aussichtspunkt mit Cafe. An süßen kleinen Häusern, Palmen und einigen Höhlen laufe ich weiter bis El Jesus. Ich überlege kurz, ob ich an einem der beiden Cafes, die auf dem Weg liegen, eine kurze Pause einlege. Entscheide mich dann aber doch dagegen und mache nur eine kurze Brotzeit. Ich recherchiere kurz und überlege, wie ich den Weg ein wenig abzuändern kann, um näher an der Küste zu sein. Eine Tour sieht ziemlich verlockend aus und startet quasi fast vor mir. Was aber auch heißt: extra Höhenmeter, da quasi (nochmal) auf Meereshöhe ab- und dann wieder aufsteigen muss.
Von El Jesus aus geht es immer nach unten und schon bald hab ich einen gigantischen Ausblick auf den Atlantik und die hohen Wellen. Die Schilder zum Playa del Jurado lassen mich auf kurzes Bad im Meer hoffen. Entlang der Schlucht „Barranco del Jurado“ laufe ich nach unten und sehe von oben einige kleine Hütten - scheinbar leben hier tatsächlich Menschen, oder versuchen es zumindest. Der Strand ist super abgeschieden und zu wild, um hier baden zu können.
Mein Bad im Meer muss also noch warten - erstmal quäle ich mich wieder einige Höhenmeter nach oben, nur um dann nochmal abzusteigen zu einer ähnlich abgeschiedenen Siedlung: die Wochenendhäuser in der Bucht „Poris de Candelaria“. Den Häusern mangelt es an nichts - Strom und Toiletten sind vorhanden und sogar mehrere Naturpools, die bei ruhigerer See zum baden einladen. Heute sind die Wellen ziemlich hoch, was mich aber nicht davon abhält, in einen der Pools zu hüpfen. Was für eine Erfrischung nach einem langen Wandertag! Ich sitze noch eine Weile am Pool, als auf einmal neben mir etwas runterfällt - etwa 5 Meter in die Tiefe. Ich denke zuerst an einen Hund und male mir schon aus, wie ein toter Hund wohl auf dem Felsen neben mir aussieht. Doch es ist eine Katze: ihr ist der Absturz scheinbar furchtbar peinlich, denn als ich überhaupt erst realisiert habe, dass da gerade eine Katze runtergefallen ist, ist sie schon wieder auf allen 4 Pfoten und rennt panisch davon. Scheinbar ist ihr nichts passiert und sie hat den Sturz gut abgefangen. Ob das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist, wenn Katzen vom Himmel fallen, muss ich noch rausfinden.
Auf dem steilen Weg hoch nach Tijarafe geht mir dann noch das Wasser aus. Zum Glück ist der nächste Supermarkt nicht weit und ich überlege kurz, für den restlichen Weg einfach den Bus zu nehmen. Eine kurze Recherche ergibt nämlich auch, dass 1. der Bus schon bald kommt und 2. der letzte Abschnitt von Tijarafe nach Puntagorda nicht wirklich spektakulär ist und ich 3. nur so mäßig Lust habe, im Dunkeln zu laufen. Es ist nämlich spät geworden und der Start am Morgen rächt sich jetzt. Daher: Wasser und Eis gekauft und noch ne Runde in der Sonne gechillt, bis der Bus kommt.
In Puntagorda bin ich in einem Hostel untergebracht, natürlich mit einem Schnarcher. Dafür gab es gerade noch leckere Pizza und bei guter Musik (den Stones) konnte ich mich sogar noch dazu aufraffen, diese Zeilen zu schreiben.