GR130 Teil 4: Barlovento - Puntagalla
Aktualisiert: 21. Juni
Da ich in Barlovento keine Unterkunft gefunden habe, sondern in der Nähe von Puntagalla, muss ich erstmal mit dem Bus zurück nach Barlovento fahren, um wieder auf dem GR130 starten zu können. Die Nacht war kurz, da unser Airbnb direkt neben einem Hühnerstall liegt und das Gegacker am Morgen ziemlich groß ist.
Zudem wurde mir bei der Busfahrt - zu viele Serpentinen für meinen armen Magen - ein wenig schlecht. Daher wird aus dem Trailrun, den ich eigentlich geplant habe, eher eine schnelle Wanderung. Ich versuche mich, nicht zu sehr über meinen empfindlichen Magen aufzuregen und gehe einfach los. Ein paarmal überlege ich, mich kurz irgendwo hinzulegen, finde aber keine geeignete Stelle für ein Nickerchen.
Jetzt hab ich aber genug über meine Empfindlichkeiten geschrieben - daher wieder zurück zum GR130. Von Barlovento aus geht es erstmal die meiste Zeit bergab nach Los Sauces, ein weiterer kleiner Ort auf La Palma. Viel ist mir von diesem Abschnitt nicht im Kopf geblieben, nach den zwei Tagen im Norden war der Weg wohl wenig spektakulär. Bilder hab ich unterwegs nur von ein paar Blumen gemacht - ich habe mir vorgenommen, davon welche zu zeichnen. Mal sehen, wann ich dazu kommen.
Von Los Sauces aus geht es mal wieder eine sehr steile Straße nach unten - ans Meer und nach San Andres. Ich bin froh, heute nicht meinen schweren Rucksack dabeizuhaben, sondern nur meinen kleinen Trailrunning-Rucksack (trotzdem gut gefüllt mit Essen). Ich beneide die Wanderer nicht, die wie Marie den GR130 in die andere Richtung gehen und diese Straße nach oben laufen müssen.
In San Andres gibt es die bekannten Meerwasserpools - die aber leider geschlossen sind. Ich laufe trotzdem noch ein Stück die Promenade entlang und entdecke am Strand von San Andres tatsächlich ein Beachvolleyballfeld. Das erste auf La Palma. Ganz traurig und alleine steht es da. Und ich hab nicht mal einen Ball dabei, um ein bisschen gegen mich selbst zu spielen.
Mit Blick auf die Wellen und unzählige Krabben - die mich an Mr. Crabs denken lassen - genieße ich mein Mittagessen. Mir ist immer noch ein bisschen flau im Magen, aber ich denke mir, dass ein bisschen Essen vielleicht nicht schadet.
Der GR130 verläuft ab jetzt tatsächlich zur Abwechslung ziemlich nah am Meer und nicht nur mit Blick von oben auf den Atlantik. Nachdem ich San Andres verlassen habe, geht es auch wieder etwas wilder zu: durch Bananenplantagen und einer Hippie-Höhle führt der Weg an einen kleinen Strand, an dem mir ein einbeiniges Huhn begegnet. Und von dort natürlich erstmal wieder nach oben. Über matschige Steine - ich vermute, die Bananenplantagen werden gerade gegossen, denn geregnet hat es nicht - sammle ich wieder ordentlich Höhenmeter. Und meine Schuhe bekommen auch endlich ein bisschen Farbe ab.
Da ich eine weitere Barranco überschreiten muss, geht es natürlich erstmal wieder nach unten. Diese Barranco ist noch wilder als die vorherige und gefällt mir ziemlich gut. In Gedanken versunken laufe ich an Palmen und anderem Gestrüp vorbei und freue mich einfach nur, einen weiteren Tag draußen und fernab von irgendwelchen Displays verbringen zu können.
Unterwegs beschließe ich, einem der angeblich schönsten Strände La Palmas einen Besuch abzustatten: dem Playa de Nogales. Ich bin ein bisschen hin- und hergerissen, da ich nur noch einen halben Liter Wasser dabei habe und noch zurücklaufen muss. Kurz überlege ich, ob ich an einem der Häuser klingeln und nach Wasser fragen soll. Ich entscheide mich dann aber doch dagegen, da meine Spanischkenntnisse nicht wirklich ausreichend sind. Dann kommt meine Rettung, denn auf dem Weg finde ich eine Orange, die von einem Baum gefallen ist und auf der Straße liegt. Warum also nicht Orangensaft trinken statt langweiligem Wasser? Das motiviert mich genug, um links auf die steile Straße zum Strand abzubiegen.
Der Playa de Nogales ist tatsächlich wunderschön. Es führt sogar eine Wasserleitung zum Strand, die allerdings nicht funktioniert. Die Brandug sieht heute ziemlich gefährlich aus, ich trau mich daher nur mit meinen Beinen ins Wasser. Außer mir sind nur noch ein paar andere Menschen hier - unter anderem zwei Selfie-Queens, die gefühlt 1 Million Fotos von sich und ihrem Köter im Wasser machen. Ich genieße meine Orange, die teilweise zwar ein bisschen angeschimmelt ist, aber ansonsten köstlich schmeckt. Ich habe also einen weiteren Abschnitt auf dem GR 130 hinter mich gebracht - und das sogar als Trailrun.