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Land Ho: Mit der Fähre von Caleta Tortel nach Puerto Nalates

Aktualisiert: 23. Juni

40 Stunden auf der Fähre, was bedeutet: 40 Stunden durch die wunderbare Natur Chiles und das ohne mich groß bewegen zu müssen.


Los geht‘s in Caleta Tortel, wo man sich schon wie am Ende der Welt vorkommt. Dort müssen wir irgendwie den Tag verbringen, denn der Bus kommt mittags an, die Fähre legt aber erst abends ab. Gar nicht so einfach, wenn es den ganzen Tag regnet. Doch unsere Rettung ist Erik, ein belgischer Zahnarzt in Rente, den Susi in Puerto Varas kennengelernt hat und der uns auf die Idee mit der Carretera Austral und Fähre gebracht hat. Er bzw. die Besitzerin seiner Unterkunft nehmen uns für den restlichen Tag auf.


Höflich wie wir sind, lassen wir unsere nassen Wanderstiefel vor der Tür stehen. Die gefallen einem Straßenköter leider so gut, dass er einen meiner Stiefel mitnimmt. Bevor wir zum Abendessen aufbrechen können, heißt es daher: Stiefel suchen. Im Regen machen wir uns auf die Suche und die Besitzerin schimpft den Hund. Da ich meine Traillaufschuhe dabeihabe als Ersatz, bin ich eigentlich recht entspannt. Nach 20 Minuten findet die Besitzerin den Stiefel, gut versteckt hinter dem Haus. Erleichtert machen wir uns endlich auf den Weg und gönnen uns eine Pizza. Und ich hab wieder was gelernt - in Patagonien lässt man Schuhe lieber nicht vor der Tür stehen, da die zahlreichen Straßenköter ziemlich gern damit spielen.


Land Ho

Gegen 22:00 Uhr erreicht die Fähre dann Caleta Tortel und wir können endlich aufs Schiff, nachdem wir per Vornamen ausgerufen wurden. Unser Ticket will keiner sehen, wir werden nur auf einer Liste abgehakt. Kabinen gibt es hier leider nicht, aber immerhin kann man die Sitze ziemlich weit nach hinten verstellen. Wirklich viel Schlaf bekomme ich aber trotzdem nicht ab. Jedes Mal wenn ich gerade eingeschlafen bin, raschelt es irgendwo und ich bin wieder wach.


Der nächste Tag ist streng getacktet - fürs Frühstück, Mittag- und Abendessen werden die Sitznummer aufgerufen und dann hat man 10 Minuten Zeit fürs Essen. Im Speisesaal haben nämlich nur ca. 30 Personen Platz, auf der Fähre sind aber locker über 100 Personen. Zwischen den Essensschichten hab ich viel Zeit zum lesen und malen. Da es die meiste Zeit regnet, halte ich es maximal 15 Minuten an Deck aus, obwohl die Ausblicke gigantisch sind - und das die ganzen 40 Stunden lang. Abends schaut sogar kurz mal die Sonne vorbei, die es hier aber nur im Doppelpack mit ihrem Ehemann, dem patagonischen Wind, gibt.


Mehr mit Händen und Füßen als auf Spanisch, unterhalte ich mich mit einem Mitarbeiter der Fähre, Victor. Da die ArbeitnehmerInnen in Chile nur sehr wenig Urlaubstage pro Jahr haben (2-3 Wochen), ist er ziemlich neidisch, als ich erzähle, dass ich 2 Monate in Chile reise und was ich für das restliche Jahr noch so geplant habe. Er gibt mir zum Abschluss noch die Kontaktdaten seiner Prima, Cousine, die auf Feuerland lebt und dort Cabanas vermietet. Irgendwie hab ich es nämlich hinbekommen, ihm zu erzählen, dass ich als nächstes gerne nach Feuerland reisen würde.


Nachmittags steht dann noch ein kleiner Entertainment-Programmpunkt an. Wir halten an und die Mitarbeiter der Fähre versuchen, einige Eisschollen an Bord zu holen, an denen wir vorbeifahren. Wir machen Witze und überlegen, ob das Eis wohl für den abendlichen Whiskey gedacht ist. Aber nein, es sind die Selfies, für welche die Eisschollen herhalten müssen.



Puerto Natales


Am nächsten Morgen wechseln sich Sonne und Wolken ab und wir sehen sogar einen kompletten Regenbogen. Kurz vor Puerto Natales, dem Ziel der Fähre, empfangen uns dann einige Delfine, die um die Fähre herumspringen. Viel zu schnell kommen wir nachmittags am Hafen von Puerto Natales an. Wie es von dort aus weitergeht, weiß ich noch nicht und ich lasse mich überraschen, wie mir das „Goretex-Mekka“, wie der Lonely Planet Puerto Natales beschreibt, so gefällt.

Schreiben mit Aussicht

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