Le final Etape: 9 Tage Pyrenäen - Teil 3
Aktualisiert: 21. Juni
Fränkisches Mittagessen und Schlafen in Ruinen: Col Cerda - Col de Panissars
Am nächsten Morgen steht als erstes der Roc de Franca auf dem Programm. Wir erklimmen den kleinen Gipfel in der morgendlichen Hitze, halten uns aber nicht zu lange dort auf. Der Abstieg nach Las Illas zieht sich wie Kaugummi, was auch daran liegt, dass wir uns verlaufen haben und statt auf dem HRP auf dem GR10 gelandet sind. Erst geht es durch den Wald und dann auf einer wirklich langweiligen Forststraße nach Las Llas. Wir schweigen die meiste Zeit und wünschen uns einfach nur, schnell in dem Örtchen zu sein.
Dort ist die Freunde umso größer, als wir am Restaurant ankommen und es sogar offen hat. Auf der Terrasse treffen wir ein Pärchen, das wir schon vor zwei Tagen kennengelernt haben und lernen einen Belgier kennen, der den kompletten HRP läuft. Es geht beim Mittagessen also nur um eins: wandern und ob man trotz Wettervorhersage (mäßig) weiterläuft oder nicht. Das Pärchen, das übrigens aus Nürnberg ist, will nicht weiterlaufen und lieber noch ein paar Tage am Meer verbringen. Der Belgier ist dafür umso motivierter und auch wir denken nicht ans Aufgeben.
Mit vollen Bäuchen laufen wir weiter und halten unterwegs Ausschau nach einem guten Platz zum übernachten. Der Weg ist die meiste Zeit unspektakulär bis langweilig, wir treffen aber unterwegs ziemlich viele andere Wanderer, die auf dem Weg nach Las Illas sind.
Oberhalb von der Grenzstadt Le Perthus finden wir in den Ruinen von Col de Panissar und gegenüber der Festung Fort de Bellegarde unseren heutigen Schlafplatz. Beim Abendessen schauen wir hinab auf die Zivilisation, der wir in den letzten Tagen entflohen sind und hören den Autos und LKWs zu, die zwischen Frankreich und Spanien auf der A9 pendeln. Nachts ist mir so warm, dass ich komplett ohne Schlafsack schlafe. So langsam wäre zudem eine Dusche mal wieder ganz angenehm...
Kurzer Ausflug in die Zivilisation und endlich eine Dusche: Col de Panissars - Refuge de la Tagnarède
Nach einem kurzen Frühstück - windgeschützt in den Ruinen - steigen wir ab nach Le Pethus. Die Grenzstadt hat nicht viel für uns zu bieten. Im Supermarkt gibt es fast nur Alkohol und Süßigkeiten, wir finden aber doch noch etwas, das ein bisschen gesünder ist für unser letztes Abendessen in den Pyrenäen. Morgen sollen wir nämlich schon am Mittelmeer ankommen. Erstmal müssen wir uns aber durch den Autoverkehr kämpfen und finden zum Glück noch einen kleinen Bäcker, in dem es ein zweites Frühstück für uns gibt.
Wir sind froh, als wir die Stadt, den Verkehr und die vielen Menschen hinter uns lassen und unter der Autobahnbrücke hindurch wieder in die Wildnis gehen. Wobei es nicht mehr wirklich wild ist, zwischen uns und dem Mittelmeer liegt noch eine Erhebung und das Gebiet ist schon ziemlich dicht besiedelt. Der Weg ist leider auch heute wieder die meiste Zeit ziemlich laaangweilig. Noch dazu zieht es zu, es ist kalt geworden und wir haben null Sicht von den beiden Gipfeln, die wir überschreiten. Laut Wanderführer hätte man hier eine superschöne Sicht auf das Mittelmeer, die wir uns aber leider vorstellen müssen. Wir kämpfen eher mit der Wegfindung, da es mittlerweile ziemlich neblig geworden ist und wir sind über jede Markierung froh, die wir entdecken. Doch einen Lichtblick gibt es: Banyuls sur Mer, unser Endziel, steht mittlerweile auf den Schildern und rückt immer näher.
Immerhin kommen wir an einer Wasserquelle vorbei - an der wir kurzerhand beschließen, uns mal wieder zu "duschen". Die Temperaturen sind zwar wenig einladend, aber das ist uns egal. Nacheinander waschen wir uns so gut es geht an der Quelle und fühlen uns danach wie neugeboren. Von der Quelle sind es noch ca. 10 Minuten zur Hütte, die unser heutiges Tagesziel ist. Drei andere Wanderer - unter anderem der Belgier, den wir heute schon unterwegs getroffen haben - sind schon in der Hütte, die leider ziemlich vermüllt ist. Das liegt wahrscheinlich am Parkplatz, der nicht zu weit entfernt ist und viele Wochenendbesucher anzieht, die es mit dem Müll mitnehmen nicht so ernst nehmen.
Wir wollen die letzte Nacht aber eh viel lieber im Zelt verbringen und bauen uns ein Lager neben der Hütte. Das letzte Abendmahl schmeckt super - auch wenn das Wetter immer grausiger wird. Nachts stürmt es dann so sehr, dass ich nicht schlafen kann und irgendwann doch in die Hütte umziehe. Blöderweise vergesse ich, mein Essen gut einzupacken und in der Früh fällt mir auf, dass tatsächlich eine Maus ein Loch in meinen Rucksack gefressen hat, um an meine Schokolade zu kommen.
Refuge de la Tagnarède - Banyuls sur Mer
Es ist immer noch neblig, als wir uns am nächsten Morgen auf den Weg machen. Der Nebel hebt unsere Stimmung nicht wirklich, wir hätten uns den letzten Tag auf dem HRP anders vorgestellt. Einziger Lichtblick: Laut Wegweiser sind es nur noch 17 Kilometer bis ans Mittelmeer.
Gemütlich packen wir unsere Zelte und Rucksäcke rein - auch nach 9 Tagen bin ich immer die Letzte, die mit packen fertig ist - und laufen los in dichte Nebelfelder. Nach einigen Stunden sehen wir dann aber doch endlich die Küste - und können es nicht glauben, wie nah das Meer auf einmal ist.
Mit unseren riesen Rucksäcken laufen wir durch den Touriort und erstmal direkt an den Stadtstrand. Mich hält nichts mehr und ich springe sofort ins Meer. Anschließend gibt es noch 3 Kugeln Eis - zur Feier des Tages. Wir treffen den Belgier nochmal, der auch gut angekommen ist und mit einer Gruppe Wanderer seine Ankunft feiert.
Wir gönnen uns den Luxus und verbringen die letzte Nacht zu dritt auf dem Campingplatz - endlich wieder eine echte Dusche. Wir sehen einige Wanderer wieder, die wir unterwegs getroffen haben - ich komme mir fast vor wie auf dem PCT. Bei einer Pizza am Strand lassen wir abends die letzten Tage nochmal Revue passieren und stoßen auf eine gelungene Wanderung an, auch wenn das Wetter sehr durchwachsen war.
Am Morgen muss ich leider ziemlich früh los, um meinen Zug über Paris nach München zu erwischen. Ich schaffe es gerade noch, mein Zelt abzubauen, bevor es das Schütten anfängt. Kurz überlege ich im Waschraum, ob ich mir ein Taxi rufen soll, das mich zum Zug bringt. Aber wäre das der richtige Abschluss meiner ersten richtigen Trekking-Tour? Schnell packe ich Regenjacke und -hose wieder aus und wickle die Regenhülle um meinen Rucksack. Darin bin ich nach den letzten Tagen ja schon recht routiniert. Und laufe dann im Regen zum Bahnhof - einen passenderen Abschluss meiner Reise hätte ich mir nicht vorstellen können.