Paint it black
Aktualisiert: 21. Juni
Abseits der berühmten Ruta des los Volcanes durch die Lavaströme
Ohne wirkliches Ziel starte ich meine Wanderung und lass mich vom Bus oberhalb von Puerto Naos absetzen. Von dort laufe ich in Richtung Las Manchas und kann die Cumbre Vieja, die ca. 14km langen Vulkankette die sich bis in den Süden La Palmas zieht, schon erahnen. Wie schon die letzten Wochen verschwinden die bis zu 2.000 Meter hohen Vulkangipfel jedoch in den Wolken. Ich bin dahern noch unsicher, ob ich heute den Aufstieg auf die berühmte Ruta des los Volcanes wirklich wagen soll.
Für die Wanderung heute hab ich mir vorgenommen, keine oder nur wenig Fotos zu schießen und mich voll auf die Wanderung zu konzentrieren. Denn meistens ist es ja so: man schießt unterwegs tausend Fotos, die dann im Cloud-Nirwana verschwinden. Und nimmt sich zu wenig Zeit, die Natur und das Jetzt zu genießen und auch mal einen Moment innezuhalten und einfach nur den Ausblick auf sich wirken zu lassen. Wie es aber immer so ist mit den Plänen und dem Leben, kommt es dann doch anders. Denn in Las Manchas entdecke ich zufällig den Plaza de la Glorieta - und schieße schon nach nicht mal einer Stunde die ersten Fotos. Ein wunderschöner Platz, fast vollständig mit Mosaiken verziert und wunderbar bepflanzt. Der einheimische Künstler Luis Morera hat den Platz, der sich direkt neben dem Weinanbau-Museum befindet, in den 1990er Jahren gestaltet und dabei vor allem einheimische Fauna und Flora nachgezeichnet. Ich überlege kurz, ob ich nicht einfach hier bleibe und mein Buch über Sowjetistan zu Ende lese, ziehe nach einer kurzen Pause aber doch weiter.
Die Vulkankette Cumbre Vieja
Auch der "alte Höhenzug" mit seinen 120 Vulkanen ist als Nationalpark eingestuft. Seit 1493 werden Vulkanausbrüche auf La Palma dokumentiert. Zuletzt ist 1971 der Teneguia ausgebrochen - wer mehr darüber lesen möchte, es gibt hier einen Artikel mit einigen Berichten aus den 70er Jahren.
Von Las Manchas geht es hinein in die Cumbre Vieja, erstmal durch Blumenfelder einen schmalen Pfad nach oben. Es ist noch ziemlich grün und von der kargen Vulkanlandschaft kann ich noch nicht viel erkennen und mir nicht recht vorstellen, dass es hier wirklich 120 Vulkane geben soll. Die Blumen weichen Bäumen - ich vermute, es sind Kanarenkiefern, die mir Schatten spenden. Aufgrund meines leider noch sehr mangelndes Wissen über die Flora und Fauna nicht nur La Palmas (bzw. eigentlich generell) würde ich das aber nicht unterschreiben.
Die drei Gebirgszüge Caldera de Taburiente, Cumbre Nueva und Cumbre Vieja trennen übrigens nicht nur das Klima der Insel in Ost und West bzw. einen regen- und einen sonnenreiche Seite. Auch die Menschen fühlen sich "ihrer" Seite verbunden und teilen sich in Ost und West. Sind deswegen vielleicht auch so viele Deutsche hier?
Vulkan Tajuya (1.078m)
Langsam lichtet sich der Wald und ich kann das Lavafeld unterhalb des Tajuya erahnen. Beeindruckt bin ich vor allem von der Natur: überall sprießen Bäume und Blumen in der ansonsten recht kargen Landschaft. Gibt man ihr nur genug Zeit, erholt sie sich und holt sich ihren Raum nach und nach zurück.
Nach einem kurzen Fotostopp besteige ich natürlich noch den Gipfel, auch wenn dieser heute leider 0 Sicht für mich bereithält. Stattdessen falle ich zweimal auf meinen Hintern im rutschigen Steinfeld. Was für ein Tag😉
I look inside myself And see my heart is black I see my red door I must have it painted black
Blumendorf Jedey
Statt weiter nach oben uns zur Ruta des los Volcanes aufzusteigen, beschließe ich daher, mich auf den Rückweg zu machen. Im Blumendorf Jedey gönne ich mir noch einen Cortado - Espresso mit einem Schuss Milch und bei Bedarf auch einem Schuss Schnapps - in einer Bar. Nebenbei läuft Fußball und der betrunkene Spanier neben mir philosophiert lautstark vor sich hin - leider reicht mein Spanisch noch nicht aus, um der Conversation mit seiner Belgeiterin zu folgen.
Von Jedey aus ist mein Plan, auf einem der schönsten Abschnitte des GR130 zu wandern und nach El Remo zu wandern. El Remo ist ein kleines Örtchen, das sich wie das Ende der Welt für mich anfühlt. Die Straße die nach El Remo führt endet dort und es gibt außer ein paar Häuschen und 3 Kioskos einfach nichts. Vielleicht ein guter Ort, um sich eine Immobilie zuzulegen?
Leider ist der Weg nach El Remo aber scheinbar vor ein paar Wochen abgerutscht und kann nicht begangen werden. Zumindest laut Warnung auf dem Wegweiser. Ich drehe daher um und laufe direkt nach Purtao Naos zurück. Fast den komplette Abstieg laufe ich in einem Lavaflussbett, was einen perfekten Abschluss für die Wanderung und den Tag bedeutet.